© Klaus W.

Wanderungen im Tessin

Via Alta della Verzasca Teil 2 vom 28.09. bis 02.10.2024

30.09.2024

Start:  Samstag, den 28.09.18 um 7:00 Uhr in Weiler.
Wieder mal hatte Luis die Via Alta della Verzasca Teil 2 in seinem Programm. Es sollte über die Capanna Efra, an der Alpe Fümegna vorbei zur Capanna Cornavosa, dann zur Capanna Borgna und wieder zurück nach Verzasca gehen.

1.Tag: Frasco(886 m) - Capanna Efra (2039 m)  
Früh morgens um 7:00 Uhr starteten wir die Fahrt von Weiler ins Valle Verzasca, wo wir einen geschickten Parkplatz fanden und mit dem Bus bis nach Frasco dem Ausganspunkt unserer Wanderung fuhren. Das Wetter war bei uns in den Tagen zuvor kalt, regnerisch und in den Hochlagen hatte es geschneit. Bei der Fahrt über den Bernardino begrüßte uns zwar ein sonniger und blauer Himmel, aber die Berggipfel waren weiß und wiesen eine doch beträchtliche weiß leuchtende Schneekuppe auf. Diese Ansicht veranlasste mich die kurze Hose im Auto zu lassen. Für den Aufstieg zur Capanna Efra (2039m) wählten wir den Weg über die Alpe Costa, welches nicht der kürzeste Weg ist. Das Wetter war zwischenzeitlich sehr angenehm, und ich bedauerte es nun meine kurze Hose im Auto gelassen zu haben. Nach 4 ½ Stunden erreichten wir die Efra, sie war gut besucht und das Vorratslager war gut bestückt. Jedoch zogen wir es vor unseren schwersten Vorrat aus dem Rucksack zu vertilgen.    

2.Tag: Capanna Efra (2039 m) – Capanna Cornavosa (1938 m)      
Dieser Tag sollte ein langer, anstrengender, mit Gipfeln gesegneter Tag werden, so verließen wir die Efra um 8:00 Uhr. Das Wetter war zwar noch schön, die Sonne schien, aber es war kälter und im Laufe des Tages nahmen die Quellwolken erheblich zu. Es kündigte sich wohl ein Wetterumschwung an, und je höher wir hochstiegen, kam auf dem Weg etwas Schnee hinzu und man musste auch einige Eisplatten auf dem Weg überwinden. Erhöhte Aufmerksamkeit war nun angesagt. Über den Passo di Gagnone (2215 m) ging es zur Bochetta della Scaiee (2434 m). An dieser Weggabelung mussten wir uns erst ein bisschen orientieren, da an dieser Stelle, unser Weg zur Cima di Gagnone nicht sofort ersichtlich war, weil man über Schrofen steil hinauf zu klettern hatte, um den logischen Gratverlauf zum Bergipfel folgen zu können. Dem Gratverlauf über leichte Kletterei folgend erreichten wir die Cima di Gagnone (2518 m), welches im Prinzip der höchste Punkt der gesamten Tour war. Trotz der etwas tieferliegenden Wolkendecke war die Aussicht sehr gut. Beim Blick zurück war der Barone zu erkennen, rechts daneben die Zacken von Pizzo Tencia und Pencia, weiter links auf der anderen Verzascatalseite die prägnante Pyramide von Corona di Redorta, dann die tiefe Absenkung zum Passo di Redorta, von dort ging es hinunter nach Sognona, dann wieder der Anstieg zum Monte Zucchero. Dazwischen leuchteten in der Ferne im Doppelpack hintereinander die weißen Gipfel von Lauteraarhorn und Schreckhorn und etwas weiter links das Finsteraarhorn. Weiter Richtung Westen folgt die Pyramide vom Rasiva, und ganz links im Südwesten war unter den Wolken das Wallis mit dem Monte Rosamassiv und der Dufourspitze zu erkennen. Fantastisch die Aussicht auf diese berühmten Gipfel. 
Vom Gagnone ging es über den Grat leicht balancierend hinab zum Passo di Carte Nuovo (2444 m) und von diesem dem Gratverlauf folgend wieder hinauf zur Cima di Rierna (2461 m) und auf der anderen Seite wieder hinab zur Bocchetta di Rierna (2294 m). Die folgenden Gipfelerhebungen, wie den Cima di Bri, querten wir jeweils in ihren Steilabfällen, fast auf derselben Höhenlinie bis wir wieder den Grat zum Aufstieg zum Cima Lunga erreichten. Vom Cima Lunga (2488 m) hat man einen informativen Blick auf den weiteren Tourverlauf. Man konnte, wenn man weiß wo man suchen muss, unser heutiges Tagesziel die Capanna Cornavosa in weiter Ferne in einem Talkessel aus lauter Felsen schemenhaft erkennen. Der Weg dorthin würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Auch der Sehnsuchtsberg vom Luis, der Poncione Rosso, konnte gebührend bewundert werden. Sein unnahbarer Gipfelaufbau mit seinen prägnanten schräg nach oben laufenden Rippen ließ erahnen, das die Besteigung sich mit Sicherheit nicht ganz einfach durchführen lassen würde. Vom Cima Lunga ging es nun weit hinab, und in einer langen Querung oberhalb an der Alpe Fümegna vorbei, zur Conavosa. Auch hier war der Vorrat der Hütte gut gefüllt, aber um unsere Rucksäcke zu erleichtern, verwendeten wir auch hier unseren mitgebrachten Proviant.

3.Tag. Capanna Cornavosa (1938 m)
Wie bereits erwartet, hatte sich das Wetter verschlechtert, es nieselte leicht, und der Nebel zog in dichten Schwaden an der Hütte vorbei. Mit der Erwartungshaltung, dass das Wetter morgen besser werden würde, beschlossen wir noch einen Tag auf der Cornavosa zu verbleiben und erst am nächsten Tag zur Borgna weiterzugehen. Wir warteten den Tag noch etwas ab, und folgten dem Vorschlag vom Luis, den über der Hütte befindlichen La Scima do Precastell (2359 m) zu besteigen. Gesagt getan stiegen wir in das Joch auf von dem sich der Gratverlauf nach links zum Gipfel aufschwingt. Dem Gratverlauf folgend mussten wir an einer Stelle doch etwas tricksen, in dem wir ein paar Steinplatten aufeinander schichteten um den Aufschwung elegant nehmen zu können. Auf dem Gipfel lichtete sich zeitweise dann doch etwas der Nebel, welcher uns gestattete durch die Nebellöcher ein paar interessante Tiefblicke in das Tal vom Ticino mit der Autobahn vom Gotthard zu werfen. Es hatte sich gelohnt trotz der unsicheren Wetterverhältnisse diesen Aufstieg durchzuführen.

3.Tag: Capanna Cornavosa (1938 m) – Capanna Borgna (1911 m)
Das Wetter hatte sich insofern etwas gebessert indem es wenigstens nicht regnete, wir aber immer entweder in oder oberhalb der Nebelgrenze auf dem Grat entlang balancierten. Von der Hütte ging es aufwärts zur Bochetta del Venn (2316 m) und weiter über den Grat entlang im leichten Klettergelände dem El Poncione dal Venn entgegen, wobei wir jedoch den Gipfelaufbau links liegend lassend im steilen Gras- und Felsgelände auf derselben Höhenlinie querten. Ähnlich verliefen auch die Querungen mit einem ständigen auf und ab bei dem anschließendem El Poncion di Leghitt, La Scima do Picoll und La Scima di Peüri, wo wir danach wieder auf den Grat zurück kehrten, und diesem folgen konnten bis auf den Gipfel vom El Poncion Piota (2439 m). Der heutige, bisher zurückgelegte Weg war doch anspruchsvoller, und gekennzeichnet durch leichte bis anspruchsvolle Kletterei, die ein oder andere Kletterhilfe wie Eisenklammern oder auch Stahlseile, welche an den entsprechenden Stellen bei Felsaufschwüngen und Querungen im Fels doch ein gewisses Sicherheitsgefühl vor allem bei Nässe unterstützten. Das Wetter hatte sich nicht gebessert, der Nebel blieb uns treu, und verhinderte eine Fernsicht. Nach kurzer Rast auf dem Piota stiegen wir ab zur Bocchetta di Leis (2225 m). Die Überschreitung von dem Madon (2395 m) ließen wir auch diesmal, wie im Jahre 2018 aus, und stiegen über den steilen Grashang vorsichtig ab, um den Madon rechts liegen lassend zu umgehen und in die Bochete di Cazzann (2104 m) wieder aufzusteigen. Hier berieten wir uns nochmals, ob wir weiter über den Pizzo di Vogorno zur Bardughe gehen wollen, entschieden uns jedoch, mit der Hoffnung auf besseres Wetter, dies dem morgigen Tag zu überlassen. Die Capanna Borgna (1912 m) war bald erreicht. Auch hier verbrauchten wir unseren letzten Proviant und vertrieben uns die Zeit mit einem „Mensch ärgere dich nicht“ Spiel, wobei manche neue Regelung eingeführt wurde und somit Verwunderung auslöste.

4.Tag: Capanna Borgna (1911 m) – Vogorno (496 m) 
Der Tag begann wettermäßig vielversprechend. Oben blauer Himmel im Tal Nebel. Somit war klar, dass wir nicht den direkten Weg nach Vogorno runter wählen würden, sondern, wie bereits am Tag zuvor angedacht, den Weg über den Pizzo di Vogorno und Capanna Bardughe wählen würden. Wir brachen bei idealen Bedingungen auf und erreichten nach 1 3/4 Stunden den Pizzo di Vogorno (2442m). Herrlich war die Aussicht. Alles was Rang und Namen hatte war zusehen. Der Tiefblick auf den Stausee Lago di Vogorno und den Lago Maggiore waren gigantisch. In den Tälern hielt sich noch vereinzelt der Nebel. Über den Wolken breitete sich das Bergpanorama, manchmal noch durchzogen von Nebelschwaden, in seiner ganzen Pracht aus. Im Südwesten verbargen die Wolken und der Dunst den Blick zum Mon Viso, man konnte nur ahnen, wo er sich ungefähr befinden musste. Dafür glänzte wieder mal am Horizont das Wallis mit dem Monte Rosa Massiv und der Dufourspitze, weiter nach rechts folgend die Spitzen vom Strahlhorn und gleich anschließend vom Rimpfischhorn. Die Spitze vom Allalinhorn folgt wieder weiter rechts. Das Matterhorn kann an dieser Stelle nicht gesehen werden, da dieses vom Allalinhorn verdeckt wird. Darauf folgte die weiß Kuppe vom Alphubel, dann die Spitzen vom Täschhorn und Dom, und wieder weiter rechts gehend der langgezogene Rücken der Weissmies, die beiden Spitzen von Lagginhorn und dem Fletschhorn, welches somit die östlichen Walliser Berge sind. Es folgt nach einer Absenkung und fast genau in westlicher Richtung, der schräg nach rechts heraufziehende Monte Leon, in der Nähe vom Simplon Pass. Weiter nach rechts gehend erscheint die weiß aufragende steile Flanke des Bietschhorns in den Berner Alpen. Die Sicht auf die Berner Alpen ist noch nicht zu Ende, es folgt wie gehabt immer weiter nach rechts drehend am Horizont der weiße Rücken vom Aletschhorn, dann die Jungfrau, der Mönch, das Grosse Fiescherhorn und gleich daneben die ganz steil nach oben ragende Felsspitze vom Finsteraarhorn, welche gefolgt wird von dem gleich daneben liegenden etwas sanfteren Rücken vom Basodino. Nach dem wir uns sattgesehen hatten machten wir uns an den Abstieg zum Plateau Bardüghee. Weit unten konnten wir den Weg dorthin, sowie die einzelnen Hütten auf einem lang gestrecktem grünen Plateau, in mitten der sonst vom braunen Gras umschlossenen Umgebung sehen. Die Hütte Bardughe (1639 m) befindet sich am rechten Rand, von einer ganzen Ansiedlung von Häusern, von welche die meisten in demselben ursprünglichen Stil wieder hergerichtet worden sind. Es stellt sich fast ein dörflich anmutender, etwas verlassener Charakter ein. Wir genossen den Charme, zu welchem die warme Sonne und ein fantastischer Blick auf den Lago Vogorno und den Lago Maggiore beitrugen. Hier ließ es sich gut sein. Da wir aber an diesem Tag noch heimfahren wollten und der Abstieg nach Vogorno noch gute 1100 Hm bedeutete, rafften wir uns auf und machten uns auf die letzte Etappe. Allerdings wählten wir nicht den direkten Weg, sondern den Umweg über die Alpe Azienda Montana Odro. Der Grund hierfür war, dass wir das Museum anschauen wollten, wo gemäß dem Bericht vom Luis, der letzte noch aktive ganzjährige Bewohner dieser Alpe, diese um das Jahr 1968?? auf einen „detsch“ verlassen hat. Das Geschirr und einen ordentlichen Betrag auf dem Tisch hat er anscheinend liegen gelassen und ist ausgewandert. Dieser Originalzustand sollte in dem Museum noch zu sehen sein. Dort angekommen war zwar das Museum vorhanden, aber die Zivilisation hatte sich der Örtlichkeit bemächtigt und etwas Ordnung in den Zustand gebracht. Trotzdem war es interessant und man konnte sich aufgrund der ausgestellten Gegenstände sowie der ungeschminkten Räumlichkeit eine Vorstellung von dem doch sehr entbehrungsreichen Leben machen. Die Ansiedlung besteht aus mehreren Häusern, zu welcher auch eine kleine Gastwirtschaft gehört die auch Übernachtungen anbietet. Wir nahmen die Gelegenheit war und kehrten auf einen Kaffee und Bier auf einer herrlichen Veranda und wieder mit traumhaften Blick ins Tal auf Stausee und dem Lago ein. Auch dieses Szenario mussten wir beenden und den Weiterweg in Angriff nehmen. Über viele, viele Stufen anfangs im Birkenwald dann langsam übergehend in einen Kastanienwald erreicht wir schließlich Vogorno. In Vogorno waren wir uns anfangs nicht ganz einig in welcher Richtung der Parkplatz und Auto sich befindet, aber mit gemeinschaftlichem Scharfsinn konnten wir auch dieses Problem lösen. 
Es war eine tolle Tour mit vielen unvergessenen Eindrücken, vielen Dank an Luis.     

Tourenführer:  Lius Sinz