Perfekt erwischt
06.04.2025
Wenn der Wecker im März um 2:00 Uhr morgens klingelt und man dann in Richtung Schweiz fährt, kann dies nur eins bedeuten: Die Skihochtouren Saison ist gestartet. So machen wir uns Ende März zu viert in Richtung Wallis auf, um von der Oberaletschhütte aus auf Tour zu gehen.
Schon der Zustieg zur Hütte gestaltet sich bei frühlingshaften Temperaturen spannend und dauert aufgrund von mehrfachem Abschnallen, Tragen und wieder Anschnallen der Ski etwas länger als erwartet. Nach ca. 6h erreichen wir das Skidepot der Hütte und wechseln von Ski auf Steigeisen. Über einen Klettersteig steigen wir die letzten 150hm zur Oberalteschhütte auf.
Bei der abendlichen Tourenplanungen entscheiden wir uns, das Highlight unseres Trips gleich am nächsten Tag in Angriff zu nehmen, da für den übernächsten Tag Niederschlag und Nebel vorhergesagt sind. Nach einem reichlichen vegetarischen Abendessen geht es früh ins Bett, um am nächsten Morgen wieder um 2:00 Uhr aufzustehen. Nach dem Frühstück geht es auf in Richtung Aletschhorn (4.194 m). Im Dunklen geht es mit Stirnlampen den Klettersteig hinab zum Skidepot. Nach einer kurzen Abfahrt im Schein der Stirnlampen fellen wir auf. Nach einem Hatscher bis zum Ende des Tales kommen wir endlich in steileres Gelände. Zwischenzeitlich entscheiden wir uns, aufgrund der zum Teil eisigen Verhältnisse, die Steigeisen auszupacken und in direkter Linie den Weg nach oben zu suchen.
Nach ca. 6 Stunden kommen wir bei besten Verhältnissen zum Skidepot, wo wir nach einer kurzen Pause wieder einmal die Ski durch Steigeisen tauschen und uns auf den Weg Richtung Gipfel machen. Nach weiteren 3 Stunden steht dann ¾ der Gruppe am Gipfel. Obwohl das Panorama traumhaft schön ist, bleibt nicht viel Zeit, die Aussicht zu genießen. Daher machen wir uns nach einigen Bildern wieder an dem Abstieg zum Skidepot. Stellenweise seilen wir aufgrund der Abschüssigkeit des Weges ab und nach weiteren 2 Stunden ist die Gruppe am Skidepot wieder vereint. Bei weitaus besseren Schneeverhältnissen als erwartet, geht es über kaum befahrene Hänge wieder zurück zur Hütte. Ständiger Begleiter ist der Klang von Lawinen und Steinschlägen, aber glücklicherweise nicht auf unserer Route. Nach 14h Tour sind wir alle heilfroh als beim Abendessen die Info durchsickert, dass die Wettervorhersage für den nächsten Tag immer noch schlecht aussieht und eine Tour vermutlich nicht möglich sein wird. So nehmen wir uns noch die Zeit für einige Runden Uno mit unserem korsischen Tischnachbar, der über unsere Uneinigkeit bzgl. dem Uno Regelwerk nur den Kopf schütteln kann.
Nach einer erholsamen Nacht klingelt der Wecker erst um 7 Uhr. Den Vormittag verbringen wir entspannt in den Liegestühlen vor dem Kamin mit Bergsteiger-Lektüre und einer kleinen Yoga-Session, bevor wir am Nachmittag dann doch noch nach draußen gehen. Mittlerweile hat sich der Nebel verzogen und wir nutzen das Wetter, um am Klettersteig Techniken der Spaltenbergung zu üben. Bei wieder schlechter werdendem Wetter ziehen wir uns vor den Ofen der Hütte zurück und genießen mal wieder ein leckeres 3 Gänge Menü.
An unserem Abreisetage klingelt der Wecker um 1:59 Uhr, um trotz der Zeitumstellung um 2 Uhr „alter Zeit“ wach zu sein. Heute steht kein Gipfel auf dem Programm, sondern es soll über das Gredetschjoch zurück ins Tal gehen. Nach einem reichhaltigen Frühstück wiederholt sich das Spiel des zweiten Tages. Klettersteig, Abfahrt, Hatscher. Als sich die ersten Sonnenstrahlen im Eis reflektieren, sind wir schon fast am Joch angekommen. Wieder einmal wechseln wir auf Steigeisen und seilen uns über zwei Stände hinab ab. Die ersten paar hundert Höhenmeter haben wir super Schneeverhältnisse und genießen eine fantastische Aussicht übers Nebelmeer, aus dem der ein oder andere 4000er herausragt. Doch sobald wir ins Wolkenmehr eintauchen, verschlechtert sich nicht nur die Sicht, sondern auch der Schnee. Der restliche Teil der Abfahrt kann wohl kaum als Genuss bezeichnet werden. Als wir die Schneegrenze erreichen, geht es noch einen Kilometer zu Fuß durch einen Tunnel. Auf der anderen Seite des Tunnels angekommen, wartet dort ein Taxi auf eine Schweizer Tourengruppe, die zeitgleich mit uns ankommen. Dankenderweise nimmt uns der Taxifahrer auch noch mit und fährt uns sogar bis zu unserem Auto, da er im gleichen Ort wohnt. Als wir im Taxi sitzen, realisieren wir, dass unser Plan A, mit dem Bus zu fahren, um einiges anstrengender geworden wäre als gedacht. Manchmal muss man eben auch Glück haben.
Glücklich und erschöpft machen wir uns auf die Heimreise und sind noch während der Fahrt in Gespräche über das einprägsame Wochenende vertieft.